Steuernagel - 300 Jahre Familiengeschichte

Steuernagel - mhd. stiurruodernagel

Der Name Steuernagel lässt sich laut Meyer Lexikon auf eine „Berufsübername zu mhd. stiurruodernagel 'Griff des Steuerruders, auf Flößen das hintere Steuerruder' für einen Steuermann oder Flößer“ (Meyer Lexikon) zurückführen.
Johann Christoph Adelung definiert den Begriff 1811 als „einen Nagel hinter dem Hintergestelle eines Wagens an dem Langwagen hinter der Achse; der Vorstecknagel. Vielleicht, weil er dem Auseinandergehen des Wagens steuert.“ (Adelung, Johann Christoph) Der Name Steuernagel lässt sich also auf die Zeit des Mittelhochdeutschen zurückdatieren, welches etwa die Zeit von 1050 bis 1350 umfasste. Im späteren Verlauf scheint er seine eigentliche Bedeutung verloren zu haben und wurde dann von Adelung im 19. Jh. vollkommen anders definiert.
Wenn man sich nun die Verbreitung des Namens in der heutigen Bundesrepublik Deutschland anschaut, wird deutlich, dass es gewisse „Zentren“ gibt, in denen der Name sehr häufig vorkommt - insbesondere in Hessen, im Raum Hannover, Berlin und Leipzig. Schaut man sich dazu noch die Verteilung der mitteldeutschen Mundarten an, zeigt sich, dass gerade diese Gebiete (ausgenommen Hannover) eine hohe Dichte an Namensträgern aufweist. Es ist also möglich, dass der Name an verschiedenen Orten in Deutschland entstanden ist und es keinen eindeutigen „ersten Namensträger“ gibt. Diese Frage zu klären, wenn überhaupt möglich, ist sicherlich eine Lebensaufgabe...

Steuernagel - 300 Jahre Familiengeschichte

Der älteste, mir bekannte Vorfahr ist Christian Steuernagel (+ 06.10.1734 in Eula). Er hatte insgesamt sieben Kinder, wovon nur vier überlebten.
Sein Sohn Christian Steuernagel (22.07.1696-07.09.1778) heiratete am 11.11.1723 in Thierbach Regina Dobrentz. Sie wurden „auf Verordnung“ getraut, da Regina zu diesem Zeitpunkt bereits im sechsten Monat schwanger war. Leider überlebte dieser Sohn nicht einmal ein Jahr. Die junge Familie hatte ihren Wohnsitz gemeinsam nach Thierbach verlegt, obwohl beide Elternteile ursprünglich aus Eula kamen.
Acht Jahre nach der Trauung gebar Regina einen weiteren Sohn: Johann Christian Steuernagel (08.03.1732-09.01.1787). Im Alter von 29 Jahren (am 25.10.1761) heiratete dieser Maria Regina Ludewig aus Thierbach. Fünf Jahre darauf wurde der gemeinsame Vorfahr von Tino und Jan geboren: Johann Tobias Steuernagel (09.08.1766-12.01.1839). An dieser Stelle trennen sich die beiden Familien.
Jans Vorfahr, Johann Gottlieb Steuernagel, erblickt am 31.10.1807 in Thierbach das Licht der Welt. Er heiratet 24-jährig Maria Christina Busch aus Breitingen (am 06.05.1832). Sie lassen sich in Breitingen, Neukirchen und Thierbach aufbieten. Johann Gottlieb arbeitet zu diesem Zeitpunkt als Rad- und Stellmachermeister in Neukirchen. Viele seiner Brüder und Schwestern haben zu diesem Zeitpunkt bereits in Leipzig geheiratet und sind dorthin verzogen. Johann Gottlieb ist aber immer sehr stark mit seiner Heimat in Thierbach verbunden. Er wird zum Ende seines Lebens wieder nach Thierbach zurückkehren und dort im Alter von gerade 52 Jahren am 02.12.1859 aus dem Leben scheiden.
Durch die vielen verschiedenen Aufenthaltsorte des Ehepaares konnte bis heute nicht rekonstruiert werden, wo ihr Sohn Friedrich Herrmann Steuernagel geboren wurde. Lediglich sein Geburtsdatum ist bekannt: 10.12.1832. Er heiratet Wilhelmine Kretzschmar aus Steinbach (Bad Lausick) und hat mit ihr zwei mir bekannte Kinder: Gustav Emil Steuernagel und Herrmann Friedrich Steuernagel.
Gustav Emil Steuernagel
wird, wie sein Bruder, in Deutzen geboren (am 26.04.1872). Er heiratet am 04.02.1893 in Leipzig Theresia Hanske aus Kösling (Krs. Leobschütz, Oberschlesien). Meine Familie Steuernagel ist damit in Leipzig „angekommen“. Das Paar hat insgesamt sieben Kinder, wovon zwei sehr zeitig verstorben sind. Sein Bruder Herrmann Friedrich, welcher mittlerweile auch in Leipzig wohnte, ist Pate bei der Geburt seines ersten Sohnes Arthur Gustav. 18.08.1922 verstirbt Gustav Emil im Alter von nur 50 Jahren.
Sein zweiter Sohn Walter Paul Steuernagel wird am 23.03.1897 geboren. Im Alter von 22 Jahren heiratet er Elsa Frieda Schmidt aus Zschernitzsch in Thüringen (am 01.07.1919). Inwiefern er im ersten Weltkrieg involviert war, ist leider nicht bekannt. Sicher ist nur, dass sein Schwiegervater Alwin Max Schmidt in Frankreich gefallen ist. Das Paar hat zwei Kinder, einen Jungen (meinen Großvater) und ein Mädchen. Walter Paul stirbt nur 12 Tage nach dem Verscheiden seiner Ehefrau am 01.02.1979 in Leipzig.

Steuernagel - Sachsen und Hessen

Meine bisherige Forschung führte mich immer wieder zu dem Punkt, an dem ich feststellte, dass die meisten Steuernagel-Familien in Hessen und Sachsen zu finden sind. Besonders gründlich wurde in genealogischer Sicht im Bundesland Hessen zum Namen Steuernagel gearbeitet. Bisher fand ich noch keinen Anknüpfungspunkt, der erahnen ließe, ob es eine Stammfamilie gegeben hat, die sich in das jeweilig andere Gebiet ausdehnte. Daher ist erst einmal davon auszugehen, dass es sich um getrennte Linien handelt. Es ist aber mein Ziel, zumindest die sächsischen, thüringischen und anhaltinischen Steuernagel-Familien zu kategorisieren und zusammenzufassen. Interessant wären auch Hinweise auf eventuelle Auswanderer oder Namensträger in ehemaligen deutschen Gebieten. Bisher hat sich aber in diesen Richtungen noch nichts ergeben. Es würde mich freuen, wenn Ihr mir Eure Steuernagel-Verwandten, so sie denn in Euren Ahnenlisten auftauchen, zusenden würdet.
Den wohl ältesten „Steuernagel“ im Raum Sachsen habe ich in den Matrikeln der Universität Leipzig entdeckt. Ein gewisser „Nicolaus Stewrnagil“ aus Zwickau („Cwickavia“) schreibt sich im Wintersemester 1452 an der Universität Leipzig ein und beendet sein Studium mit dem Grad eines Magisters im Sommersemester 1456. Weitere Studenten folgen: Matheus Stornal aus Wurzen vom WS 1466 bis WS 1469 („Baccalarius“), Nicolaus Stewernagel aus Wurzen (immatrikuliert im SS 1478) und Nicolaus Steynnagel aus Schkopau (immatr. SS 1479).

Quellen: